Über | Visualisierungen des Unsichtbaren
Das Projekt „Visualisierungen des Unsichtbaren“ versteht Visualisierungen als Formen einer Bildproduktion jenseits des professionellen/offiziellen Bildumlaufs und als Ergebnis von amateurischen Medienpraktiken. Das Projekt ist der Geschichte und der Praxis staatlich dotierter Amateurfilmklubs in der Volksrepublik Polen (1944-1989) gewidmet – von der Gründung des ersten Klubs 1953 bis zum gesellschaftlichen Systemwechsel 1989.
Amateurfilmklubs in Polen bildeten eine Art soziokultureller Nische für Akteure, die ästhetisch-thematische Experimente wagen konnten, wie sie in der offiziellen, hoch alimentierten und kontrollierten Kinematografie nicht denkbar gewesen wären. Diese betrafen v.a. Visualisierungen der in der Öffentlichkeit verdrängten Sexualität und marginalisierter Minderheiten wie der offiziell nicht verbotenen, dennoch tabuisierten Homosexualität, aber auch politische Themen oder formale Experimente.
Die Untersuchung jener amateurischen Visualisierungen soll zeigen, wie das durch kulturspezifische Techniken und gesellschaftliche Machtverhältnisse Verhüllte, also im Staatssozialismus Tabuisierte und Ausgegrenzte, ins Bild gesetzt und sichtbar gemacht wurde.
Zum einen zielt das Projekt auf die Ermittlung und Analyse der Sichtbarmachungen, zum anderen auf Medienpraktiken, die sie hervorgebracht haben. Methodisch kombiniert es den medienarchäologischen und mikrohistorischen Ansatz mit einer bildwissenschaftlichen Perspektive auf die Amateurfilmpraxis in Polen. Im Rückgriff auf bildwissenschaftliche Ansätze, Bildanalysen mit Fragen der Bildherstellung zu vereinen, wird durch einen Dreiklang von Visualisierung (Praxis), Akteuren (soziale Netzwerke) und Ergebnissen (Sichtbarmachungen) die Komplexität von medialen Repräsentationen interpretiert.
Nicht nur Inhalte und Formen der Amateurfilme sind zu untersuchen, sondern auch die kulturellen und sozialen Prozesse ihrer Produktion, Verbreitung und Rezeption in Bezug auf lokale und translokale Bedingungen, Medienumbrüche und gesellschaftspolitische Veränderungen. Um die verschiedenen Bild- und Medienpraktiken zu verstehen, werden signifikante Amateurfilme in ihrem Kontext untersucht, zugleich die Handlungslogiken der Filmamateure und ihrer Medienpraxis in Interviews und umfangreicher Archivarbeit rekonstruiert. Am Forschungsobjekt sollen somit die kulturellen Praktiken des Amateurfilms in Polen aufgearbeitet und seine medienarchäologischen und technikgeschichtlichen Konditionierungen ermittelt werden.
Im Zuge dieser Untersuchungen wird sein Verhältnis zur professionellen bzw. künstlerischen Produktion und seine transnationale Verflechtung mit anderen Amateurfilmkulturen bestimmt. Ziel dieser Kontextualisierungen ist es, die Wahrnehmung der politischen, sozialen und medialen Bedingungen zu schärfen, unter denen die Amateure agierten und ihre Visualisierungen entwickelten.
Das interdisziplinäre Projekt versteht sich als ein Beitrag zur Medienarchäologie des Amateurfilms in Polen und zur visuellen Kultur der Moderne. Es ist angesiedelt am Lehrstuhl für Mediengeschichte und Visuelle Kultur der Universität Siegen und gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft von 2020 bis 2023.
Stipendien/Fellowships:
Kooperationspartner*innen:
Beteiligte im Projekt:
Amateure – Amateurinnen: Adam Gryczyński, Alicja Zawadzka, Lucyna Lubańska, Krzysztof Korzonkiewicz, Barbara Łoboda, Marek Małecki, Bartosz Gajda, Jarosław Marszewski, Wojciech Wójcik, Zbigniew Trzciński, Witold Świętnicki, Marek Hamera, Leszek Turowski, Jacek Rajewski, Janina Matejuk, Anna Jędryczka-Hamera, Jan Janusz Bujak, Piotr Majdrowicz, Alicja Jodko, Jacek Wojtaś, Andrzej Lorenc, Piotr Sulisz, Julian Zawisza, Roman Hlawacz, Bogusław Rogowski, Leszek Boguszewski, Jacek Turalik, Antoni Kreis, Jan Dzida, Kazimierz Pudełko, Danuta Ryszka, Barbara Lach, Zbigniew Szweblik, Stanisław Szweblik, Józef Brzóska, Krzysztof Zanussi, Andrzej Moś, Janusz Piwowarski, Zdzisław Zinczuk, Jerzy Jernas, Róża Wojta, Marcin Kęszycki, Józef Robakowski, Marek Barański
Unterstützende: Marysia Lewandowska, Joe Leiner, Katarzyna Karwańska, Marcel Łoziński, Maciej Drygas, Maciej Cuske, Marcin Adamczak, Joanna Sypniewska, Mikołaj Jazdon, Anna Zachurzok, Krzysztof Ridan, Rafał Cymorek, Czesław Kobierski, Ewa Pomorska, Ryszard Wojdak, Paulina Pachulska-Wojdak, Katarzyna Skarżyńska-Skiera, Grażyna M. Grabowska, Paulina Haratyk, Adam Wyżyński, Anna Bobula, Cäcilia Wosnitzka, Barbara Jacyków, Filip Jacobson, Zbigniew Ryba, Adrian Janisio, Andrzej Przeździecki, Ariadna Miernicka, Piotr Gabrysz, Wojciech Szwiec, Andrzej Tuziak, Agata Lewandowski, Susanne Regener, Elisabeth Heinrich, Susanne Pütz, Kai Hilpisch